Harald Bodenschatz
Veröffentlicht in: architektur.aktuell 6.2003
Die Fachwelt ist sich einig: Wir erleben zur Zeit, so heißt es, einen „tief greifenden Wandel“ – weg von der Industriegesellschaft, weg von der Familie, weg von der Alterspyramide, weg von einer Gesellschaft mit stabilen Arbeitsverhältnissen, weg von einer Polarisierung in „Ost“ und „West“, weg von einer Gesellschaft, die durch lokale Ereignisse geprägt wird. Wo die Reise aber hingeht, ist viel weniger deutlich: Postindustrialisierung, mehr und mehr Singles, Überalterung, Wissensgesellschaft, Globalisierung – diese beliebten Begriffe weisen in die Zukunft, ohne sie im Detail klären zu können. Was heißt das für unsere Städte? Wie und wo werden sie sich ändern müssen?
Stadtumbau als Antwort auf den gesellschaftlichen Wandel
Die Antwort zumindest der deutschen Urbanisten auf den weithin unberechenbaren gesellschaftlichen Wandel heißt Stadtumbau. Ein Begriff, der vor wenigen Jahren – außer im Zusammenhang mit dem „ökologischen Stadtumbau“ – noch keine besondere Bedeutung hatte, heute aber in aller Munde ist. Eine erstaunliche Karriere! Beflügelt wurde der Begriff durch ein staatliches Förderprogramm gleichen Namens: „Stadtumbau Ost“ (seit 2002) und – weil es so gut ankommt – nun auch „Stadtumbau West“. Das Leitbild für den Stadtumbau ist – wie alle städtebaulichen Leitbilder – sehr schillernd: Ziel ist die „Rettung“ oder die (mehr oder minder „kritische“) Rekonstruktion der traditionellen Stadt, der kompakten Stadt, bzw., wie gerne in Deutschland gesagt wird, der „europäischen Stadt“. Die traditionelle Stadt ist weniger ein analytischer Begriff als ein städtebauliches Programm. Ihr werden Merkmale wie eine relativ hohe bauliche Dichte, ein vernetztes System öffentlicher Räume, eine soziale, funktionale und architektonische Mischung sowie eine räumliche Hierarchie mit einem Zentrum als Höhepunkt zugeschrieben. Die konkrete europäische Stadt ist in diesem Sinne die materielle Interpretation ihrer jeweils besonderen Geschichte, die es zu erhalten, an neue Anforderungen anzupassen bzw. zu reproduzieren gilt. Die Beschwörung der traditionellen Stadt ist zugleich eine Absage an die Stadt der ”Nachkriegsmoderne” und an die ”amerikanische Stadt”.
Was verbirgt sich aber praktisch hinter dem Begriff „Stadtumbau“? Damit sind heute folgende drei große Aktionsfelder gemeint: erstens der Umbau der Zentren, lange Zeit auch als „Revitalisierung“ bezeichnet; zweitens der Umbau von brach gefallenen, nicht mehr genutzten Flächen, gerne auch „Konversion“ genannt; sowie drittens der Umbau der großen, monofunktionalen Siedlungen des Sozialen Wohnungsbaus, früher als „Nachbesserung“ bekannt.
Im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses steht der Umbau der Zentren der großen Städte. Wohin dieser gehen wird, deutet sich bereits an: Das Großstadtzentrum der Zukunft wird das Zentrum einer suburbanisierten Stadtregion sein. Aber nicht als ein Fragment neben anderen, sondern als Zentrum neuer Art, in dem sich die Suburbaniten zuhause fühlen. Dort finden sie einzigartige Gebäude, die eine wenig aufregend gestaltete suburbane Landschaft dringend benötigt, aber auch ein ausgeklügeltes Angebot an Hochkultur, Unterhaltung und seltenen Waren. Das neue Zentrum ist ein Ort konstruierter Geschichte, auf die eine geschichtslose suburbane Landschaft angewiesen ist, ein Ziel des Tourismus, und zwar nicht nur des weltweit wachsenden Ferntourismus, sondern vor allem auch des suburbanen Lokaltourismus. Im neuen Zentrum ballen sich ausgewählte Institutionen der Produktion von Wissen, der Entscheidung und Kreativität. Und es gibt sogar Platz und Heimat für Leute, die dort gerne wohnen, auch alte Menschen.
Damit ist zugleich das städtebauliche Programm des Zentrumsumbaus umrissen: Der öffentliche Raum wird für Fußgänger wieder gewonnen, verschönert bzw. neu geschaffen. Spektakuläre Entertainment- und Kulturkomplexe werden neu gebaut oder in historische Gebäude implantiert. Die Nutzungen werden besser gemischt, vor allem wird auch in zentraler Lage attraktiver Wohnraum für Besserverdienende geschaffen. Das Zentrum brummt rund um die Uhr („24-Stunden-Stadt“), die Stadt orientiert sich – wo immer möglich – zum Wasser, und sei es nur zu einem brackigen, nicht immer wohlriechenden Kanal. Das städtische Grün wird erweitert und qualifiziert. Schließlich wird das städtebauliche Erbe sorgfältig gepflegt und mit historistischen Rekonstruktionen angereichert. Dazu kommen Aufsehen erregenden Neubauten, die bierernst oder fröhlich Zukunftsfähigkeit symbolisieren.
Das zweite Top-Thema des Stadtumbaus betrifft die „Konversion“. In, am Rande und außerhalb der Innenstädte sind in den letzten Jahrzehnten riesige Gebiete brach gefallen. Dabei handelt es sich um ehemalige Bahn-, Industrie- und Gewerbe-, Hafen-, Militär-, Messe- und Flughafenflächen. Wie können diese einer neuen Nutzung zugeführt werden? Durch eine Ausweitung der traditionellen Stadt oder durch gänzlich neue Strukturen?
Vor allem in Deutschland hat Stadtumbau seit kurzem eine dritte Bedeutung erhalten: die Anpassung der großen Wohnquartiere des industrialisierten, sozialen Massenwohnungsbaus an veränderte Bedarfe. Der „Stadtumbau Ost“ dient in erster Linie dem Abbruch von „Plattenbauten“, denen die Bewohner abhanden gekommen sind. Stadtumbau heißt hier „Rückbau“, also Abbau von nicht mehr nachgefragtem Wohnungsbestand. Stadtumbau antwortet in dieser Optik auf den dramatischen Einwohnerverlust, auf die „schrumpfende Stadt“. Rückbau und städtebauliche Integration der ehemaligen Massenwohnquartiere sind die vielleicht härteste Herausforderung für die europäischen Städte, vor allem, aber nicht nur in Osteuropa.
Stadtumbau – dritte Phase der europäischen Stadterneuerung
Der aktuelle Stadtumbau lässt sich nur verstehen, wenn er in seiner Entwicklung betrachtet wird. Während Stadterneuerung bis Anfang der 1970er Jahre noch als Sanierung im Sinne einer radikalen, autogerechten Neugestaltung, Tertiärisierung und Auflockerung der überkommenen Innenstädte verstanden und praktiziert wurde, geriet diese Konzeption („Kahlschlagsanierung“) während der 1970er Jahre in eine Krise und wurde von einer stärker baulich wie sozial erhaltenden Stadterneuerung abgelöst. Für die erste Phase der Kahlschlagsanierung standen Erneuerungsgebiete wie die Gorbals in Glasgow und das Sanierungsgebiet Wedding-Brunnenstraße in West-Berlin, für die zweite Phase der erhaltenden, „behutsamen“ bzw. „sanften“ Stadterneuerung die historischen Zentren von Bologna und Krakau sowie Stadterweiterungsgebiete aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg etwa in Wien und Berlin. Das äußerst erfolgreiche Europäische Denkmalschutzjahr 1975 markierte den Höhepunkt dieses radikalen Leitbildwandels.
Um 1980 zeichnete sich eine dritte Phase ab: die auf Neu- bzw. Umbau und Revitalisierung setzende gestaltende Stadterneuerung, die später als Stadtumbau bezeichnet wurde. Stadtumbau betrifft die mehr oder weniger harte gestalterische Anpassung der bestehenden Städte an veränderte Verhältnisse –und zwar in schrumpfenden wie wachsenden Stadtregionen. Der Übergang von der erhaltenden Stadterneuerung zum Stadtumbau ging Hand in Hand mit der Neuformierung der Akteure im Städtebau sowie einer Neudefinition von Verlierern und Gewinnern. Zu den ”Verlierern” gehören minderbemittelte Stadtbürger, zu den ”Gewinnern” die mittleren Einkommensschichten und private Investoren. Denn die soziale Orientierung des europäischen Städtebaus änderte sich während der 1980er Jahre radikal: Nicht mehr der Widerstand gegen die Verdrängung ärmerer Schichten aus der Innenstadt (ein zentrales Thema der 1970er Jahre) steht im Vordergrund, sondern das Ringen um Verbleib oder Rückkehr besser verdienender Schichten. Die Mittelschichten werden durch die Sirenen des Stadtumbaus umworben – als Einwohner, Konsumenten und Besucher. Dieser Wandel äußert sich auch in neuen Allianzen und Interessen, der Künstlerarchitekt feiert sein Comeback auf Kosten des Partizipationsarchitekten und des Stadtplaners. Dazu kam ein tendenzieller Verlust der Steuerungskraft der öffentlichen Hand zugunsten neuer Formen von public private partnership.
Kultereignisse, Kultorte, Kultbücher und Propheten des Stadtumbaus
Wie jede Phase der Stadterneuerung hat auch der Stadtumbau seine großen Themen, Personen und Orte. Als spektakulär inszenierter Auftakt kann die Architekturbiennale in Venedig 1980 angesehen werden, deren Motto – La presenza del passato – Programm war. Große Events wie die Internationale Bauausstellung in West-Berlin, die Olympiade in Barcelona und die Weltausstellung in Lissabon förderten die Neuorientierung des europäischen Städtebaus. Darüber hinaus war und ist das Programm der Kulturhauptstädte Europas ein wichtiges Medium des Stadtumbaus.
War die Architekturbiennale in Venedig die Ouvertüre, so brachte der Stadtumbau von Barcelona den entscheidenden Durchbruch. Wiedergewinnung der vom Autoverkehr beanspruchten öffentlichen Räume, Orientierung der Stadt hin zum Wasser, große Kulturkomplexe zur Revitalisierung von Verfallsgebieten, Mischung der Nutzungen, insbesondere Um- und Neubau von Wohnungen für die Middle Class, und nicht zuletzt ein neuer, traditionalistischer Respekt vor der Geschichte, gepaart mit neomodernistischen Gesten demonstrativer Zukunftsfähigkeit – damit waren die Schlüsselthemen des Stadtumbaus gesetzt, die die Fachdiskussion nicht nur in Europa, sondern auch in Nord- und Südamerika seither beherrschten. Die anderen Kultorte des Stadtumbaus der 1980er Jahre huldigten ebenfalls dieser neuen Programmatik: Paris mit seinen Grands Projets (etwa dem Projekt Grand Louvre) in einer sorgfältig gepflegten traditionellen Stadt, Salzburg, das selbsternannte „Projekt einer europäischen Stadt“ mit seinen sorgfältig eingepassten Neubauten und London mit den Großkomplexen um den Bahnhof Liverpool Street. Selbst jenseits des Atlantik wurde umgesteuert: Die Landgewinnung mit dem Aushub des World Trade Center bescherte New York einen neuen Stadtteil, der den Stadtumbau in den USA maßgeblich beeinflussen sollte: Battery Park City in Downtown Manhattan.
In den 1990er Jahren folgten weitere, breit rezipierte Projekte des Zentrumsumbaus. Erinnert sei nur an Lyon mit seinen aufwendigen Platzumgestaltungen und seinem neuen Kulturtempel, an das Wiener MuseumsQuartier, die Revitalisierung von Temple Bar in Dublin, die Fünf Höfe in München, das neue Rathausquartier in Innsbruck, die Umgestaltung der öffentlichen Räume anlässlich des Heiligen Jahres in Rom und nicht zuletzt an den Berliner Stadtumbau, etwa am Beispiel der Neufigurierung des Pariser, Leipziger und Potsdamer Platzes. In London beschleunigte sich der Stadtumbau im Bereich der großen Bahnhöfe, aber auch am Paternoster Square nördlich von St. Paul’s Cathedral. Historistische Rekonstruktionen wurden in Moskau durchgeführt und in Berlin geplant.
Zwar hatte Barcelona schon das Thema der neuen Nutzung von Brachflächen aufgeworfen – diese Frage wurde aber in einer anderen Stadt bis ins Detail durchbuchstabiert: In London begann in den 1980er Jahren der Umbau der Docklands, das gewaltigste Konversionsprojekt Europas, das heute schon weit fortgeschritten ist. Das mit der City of London konkurrierende Gebiet der Canary Wharf ist das bekannteste Produkt dieser Megakonversion eines Hafengebietes in einen postindustriellen Stadtteil. Die Docklands konfrontierten die europäische Fachwelt mit einem neuen Phänomen, das inzwischen Alltag geworden ist: mit der zunehmenden Schwächung der öffentlichen Hand im Städtebau. Konversion ist vor allem auch privater Städtebau, aber nicht nur: Der neue Parc de la Villette in Paris war ein Meilenstein öffentlich gesteuerter Umnutzung eines untergenutzten innerstädtischen Areals. Er war zugleich ein Symbol für das zunehmende Gewicht landschaftsplanerischer Maßnahmen im Stadtumbau.
In den 1990er Jahren nahm die Bedeutung von Konversionsprojekten weiter zu. Verwiesen sei auf die Neugestaltung etwa der Hafenflächen in Rotterdam (Kop van Zuid), Cardiff, Genua, Lissabon, Vancouver und Buenos Aires sowie auf den großen Plan einer HafenCity in Hamburg. In der Tübinger Südstadt wurde beispielhaft ein ehemaliges Kasernengelände in ein mischgenutztes Quartier kleinteilig in Regie der öffentlichen Hand transformiert. Eines der größten deutschen Konversionsprojekte hinsichtlich alter Militärflächen findet sich in Potsdam: der Umbau des Bornstedter Felds, der durch eine Bundesgartenschau beschleunigt werden konnte. Ein durchschlagender Erfolg war schließlich die Revitalisierung des untergenutzten Südufers der Themse in London zwischen Westminster und Tower Bridge.
Der Umgang mit den großen Komplexen des Sozialen Wohnungsbaus hat bislang keine vergleichbaren Vorzeigeorte geschaffen. Zwar gab es bereits in den 1980er Jahren zahlreiche Versuche zur Stabilisierung der städtebaulich wie gesellschaftlich prekären Verhältnisse vor allem in französischen, britischen, skandinavischen und deutschen Großsiedlungen. In der deutschen Fachwelt fanden die „Nachbesserung“ des Märkischen Viertels in Berlin und Kirchdorf Süd in Hamburg Beachtung. In den 1990er Jahren erregte der abrißorientierte Umbau der Amsterdamer Großsiedlung Bijlmermeer internationales Aufsehen. Die eigentliche Herausforderung stellte sich aber nach dem Fall des eisernen Vorhangs im ehemals sozialistischen Europa: Die Massenquartiere des industrialisierten Wohnungsbaus verloren an Ansehen, ihr Umbau wurde unausweichlich. Der Wettbewerb „Stadtumbau Ost“ in den neuen deutschen Bundesländern hat bereits einige Projekte des Rückbaus von „Plattenbausiedlungen“ bekannt gemacht, so etwa in Leinefelde, Cottbus, Hoyerswerda oder Schwedt. Und selbst der nachgeschobene „Stadtumbau West“ hat ein spektakuläres Beispiel vorzuweisen: den Rückbau der Großsiedlung Osterholz-Tenever in Bremen.
Wie jede Phase des Städtebaus hat auch der Stadtumbau seine geliebten oder weniger geliebten Propheten. Dazu gehören in England Prince Charles und Richard Rogers, in Italien Pier Luigi Cervellati, in Spanien Oriol Bohigas, in Dänemark Jan Gehl, in Holland (Niederländisches Wörterbuch) Rem Koolhaas, in Deutschland Dieter Hoffmann-Axthelm, Andreas Feldtkeller und Hans Stimmann sowie – widerspenstig gegen jede nationale Verortung – der Querdenker Léon Krier. Artikel und Bücher dieser Vordenker werden hochgehalten oder verteufelt, von manchen sogar gelesen, jedenfalls oft zitiert. Beispiele hierfür sind „A Vision of Britain“ (HRH The Prince of Wales, 1989), „Cities for a small planet“ (Richard Rogers, 1997), “Architektur: Freiheit oder Fatalismus“ (Léon Krier, 1998), “Städtebau: Vielfalt und Integration” (Andreas Feldtkeller, 2001).
Eine neues Thema: Umbau der Stadtregion
„Zwischenstadt“ ist ein kultureller Kampfbegriff, der von dem deutschen Stadtplaner Thomas Sieverts in die Diskussion gebracht worden ist. Zwischenstadt – so nennt Sieverts die Räume zwischen den Städten, Räume, die oft als Suburbia, als Orte der Zersiedelung bezeichnet werden. Es ist das Verdienst von Thomas Sieverts, auf die Vernachlässigung des Themas Suburbia in der fachlichen städtebaulichen Diskussion hingewiesen zu haben. Ist es nicht völlig weltfremd, so Sieverts, der kompakten, europäischen Stadt zu huldigen und zugleich die Entwicklung der suburbanen Peripherie zu verdammen? Ist nicht die Qualifizierung der suburbanen Peripherie die eigentliche Herausforderung für den Städtebau von morgen? Die Debatte, die dieses Buch ausgelöst hat, zeigt deutlich, wie wenig wir eigentlich über Suburbia in Deutschland wissen. Anders als in den USA, England und Holland (Niederländisches Wörterbuch) gibt es bei uns nur sehr vereinzelte Studien über die Entstehung und die Widersprüche des suburbanen Städtebaus.
Mit den neueren Debatten um Zwischenstadt bzw. Suburbanisierung deutet sich eine vierte Phase der Stadterneuerung an, die dem Stadtumbau eine neue Dimension geben könnte: die Orientierung auf die gesamte Stadtregion und die Überwindung der isolierenden Sicht jeweils nur auf die Innenstadt, auf Konversionsflächen, auf Großsiedlungen oder auf die Gebiete suburbaner Zersiedelung. Ziel wäre perspektivisch der solidarische „Umbau“ der gesamten Stadtregion. Der Streit darüber, was das konkret heißt und wo die Prioritäten gesetzt werden, hat allerdings noch gar nicht richtig begonnen. Als erste Beispiele in dieser Richtung können die IBA Emscher Park im Ruhrgebiet und das Langzeitprojekt „Industrielles Gartenreich“ in Sachsen-Anhalt gelten.
Wohin diese Debatte programmatisch wie praktisch führen kann, zeigt der Blick über den Atlantik: In den USA hat sich bereits während der 1990er Jahre eine breite städtebauliche Bewegung gegen die Zersiedelung, den „urban sprawl“, und für die Revitalisierung der Innenstädte entfaltet. Zumindest programmatisch wurde dort der Gegensatz zwischen den Verteidigern der „kompakten Stadt“ und den Propagandisten der „Zwischenstadt“ überwunden. Das Buch „The Regional City“ von Peter Calthorpe und William Fulton (2001) ist ein Manifest der US-amerikanischen Anti-Sprawl-Bewegung. Ihr Ziel ist nicht die Qualifizierung von Downtown oder Suburbia, sondern die Qualifizierung von Downtown und Suburbia in einem umfassenden Konzept des Umbaus der Stadtregion.
Literatur
Becker, Heidede / Jessen, Johann / Sander, Robert (Hrsg.): Ohne Leitbild? Städtebau in Deutschland und Europa. Stuttgart u.a. 1997
Bentley, James: East of the City. The London Docklands Story. London 1997
La Biennale di Venezia, Settore Architettura: La presenza del passato. Prima mostra internazionale di architettura. Venezia 1980
Bohigas, Oriol u.a.: Barcelona. Stuttgart 1991
Calthorpe, Peter / Fulton, William: The Regional City: planning for the end of sprawl. Washington u.a. 2001
Cervellati, Pier Luigi: La città postindustriale. Bologna 1984
La costruzione della città europea negli anni ’80. Indagine su come sono cambiate 19 città europee negli ultimi 10 anni. 3 Bände. Roma 1991
Feldtkeller, Andreas (Hg.): Städtebau: Vielfalt und Integration. Neue Konzepte für den Umgang mit Stadtbrachen. Stuttgart / München 2001
Gehl, Jan: Life between Buildings. Using Public Space. O.O. 1996
Hoffmann-Axthelm, Dieter: Die dritte Stadt. Frankfurt am Main 1993
Koolhaas, Rem u.a.: Mutations. 2001
Krier, Leon: Freiheit oder Fatalismus. München 1998
Powell, Kenneth: Stadt im Umbau. Städtebau zu Beginn des 21. Jahrhunderts. Stuttgart München 2000
HRH The Prince of Wales: A Vision of Britain. A Personal View of Architecture. London u.a. 1989. Deutsche Ausgabe: Die Zukunft unserer Städte. Eine ganz persönliche Auseinandersetzung mit der modernen Architektur. München 1990
Rogers, Richard: Cities for a small planet. Edited by Philip Gumuchdjian. Boulder / Colorado 1998
Schilling, Rudolf: Rückbau und Wiedergutmachung. Basel – Boston 1987
Sieverts, Thomas: Zwischenstadt zwischen Ort und Welt, Raum und Zeit, Stadt und Land. 2. Aufl. Braunschweig / Wiesbaden 1998
Steiner, Dietmar (Hrsg.): Das Salzburg-Projekt. Entwurf einer europäischen Stadt. Wien 1986
Stimmann, Hans (Hrsg.): Von der Architektur- zur Stadtdebatte. Berlin 2001
Towards an Urban Renaissance. Final Report of the Urban Task Force. Chaired by Lord Rodgers of Riverside. London 1999