TAGUNG DES COUNCIL FOR EUROPEAN URBANISM (CEU)
Freitag, 4. Juni 2010, 9:30 Uhr bis 20:00 Uhr
Ort: Vertretung des Freistaates Thüringen beim Bund, Mohrenstraße 64, 10117 Berlin
(direkt am U-Bahnhof Mohrenstraße, U2)
Die strategische Rolle öffentlicher Räume im Zuge von Stadterneuerung, Stadtumbau und
Stadterhaltung ist seit langem unumstritten. Neben den vieldiskutierten Phänomenen wie
Verdrängung, Privatisierung und Lebensstilorientierung prägen inzwischen ganz neue Trends
zunehmend und insbesondere in Berlin die Stadtentwicklungspolitik:
Öffentliche Räume werden im Rahmen einer „Politik der Aufmerksamkeit“ ebenso
gesamtstädtisch inszeniert, wie sie spätestens seit der Berliner Wahlkampfrede von Barack
Obama zum Schauplatz globaler politischer Selbstdarstellung geworden sind. Eventmanager
schicken Medienstrategen aus, die die Eignung überregional bekannter Straßenzüge für
Großveranstaltungen austesten, etwa für die Loveparade, die jahrelang einen wichtigen
Berliner Besuchermagnet darstellte. Der Berliner Stadtraum ist zum Schauplatz der
internationalen Spielfilmszene geworden, die Werke zu Stauffenberg und anderen Personen
der Zeitgeschichte an historischen Tat-Orten verfilmen.
Nebenbei und lange Zeit im Stillen entstehen neue Koalitionen einer systematischen
Bewirtschaftung zentraler öffentlicher Räume durch Medienprofis, die sich mit Unterstützung
des Landes Berlin aufgemacht haben, aus der Nutzung menschlicher Aufmerksamkeit Kapital
zu schlagen. Strategien zur Bündelung von Aufmerksamkeiten wie „Station-Branding“ am
Alexanderplatz, „Stadtplatz-Branding“ am Bebelplatz oder „Airport-Branding“ am Flughafen
Schönefeld machen sich die hohe Frequentierung dieser Orte zunutze. Beteiligte
Unternehmen wie die Wall AG, JCDecaux und andere agieren inzwischen deutschlandweit
oder gar als Global Player auf dem Markt für Stadtraummedien.
Eine neue Spezies von Kuratoren, Szenographen und Performancekünstlern inszenieren
Ereignisse wie das „Media Fassaden Festival“ in Berlin, die neue Fassadentechnologien und
lokale Kunstschaffende zusammenbringen und so der medialen Bespielung des Stadtbildes
Vorschub leisten. Weitere Nischen im zunehmend härteren Wettbewerb um die Aufmerksam-
keit der Stadtgesellschaft werden durch gemeinwohlorientierte kulturelle und soziale Initiativen
besetzt, die sich manches Mal der Instrumentalisierung im Sinne einer Aufmerksamkeitsbe-
wirtschaftung zu entziehen wissen. Und auch staatliche Akteure wirken an der aktiven
Verwertung der öffentlichen Räume mit, die auch zum Teil von City-Branding–Strategien
werden. Novellierungen der Berliner Bauordnung sowie des Berliner Straßengesetzes haben
die hierzu notwendige Veränderung der Sondernutzungspraxis rechtlich vorbereitet und
stadtentwicklungspolitisch durchgesetzt.
Neben diesen mannigfaltigen Facetten, die auf neue strategische Rollen öffentlicher Räume
als Ressourcen und als Kommunikationsflächen im Aufmerksamkeitswettbewerb verweisen,
will die Tagung die Vielfalt der Ziele, Strategien und Maßnahmen diskutieren, mit denen sich
gerade Berlin als kreative Metropole und Hauptstadt der Berliner Republik kulturpolitisch
auseinandersetzen muss. Welche Herausforderungen sich diesbezüglich für Planung, Politik
und Gesellschaft ergeben, soll vor dem Hintergrund von Positionsbestimmungen und
Projektbeispielen aus Berlin diskutiert und reflektiert werden.
PROGRAMM FR, 04. JUNI 2010 9.30 UHR – 20:00 UHR
9:30 Uhr Ankunft und Anmeldung
10:00 Uhr Begrüßung und Einführung
10:15 Uhr Öffentliche Räume und Deregulierung in Zeiten des Aufmerksamkeitsparadigmas
Die Produktion zentraler öffentlicher Räume in der Aufmerksamkeitsökonomie. Für Städte! Für Menschen? Attention!
Sabine Knierbein, Technische Universität Wien
Handlungsspielräume und Ressourcen der Bezirke
Ephraim Gothe, Bezirk Mitte von Berlin
Die Verstetigung des Experimentellen in der Stadtentwicklung
Michael Künzel, Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Land Berlin
12:00 Uhr Mittagspause
13:30 Uhr Facetten der Bewirtschaftung von Aufmerksamkeit
Großveranstaltungen in öffentlichen Räumen. Chance und Herausfor-
derung für die Stadtentwicklung
Kersten Sattler, Love Parade GmbH
Szenographie als Mittel der strategischen räumlichen Entwicklung
Detlef Weitz, Chezweitz & Roseapple
Wer braucht Aufmerksamkeit? Die Kunst in der Öffentlichkeit genügt sich selbst
Uwe Jonas, Neue Gesellschaft für Bildende Kunst Berlin
Berlin – Stadt als Drehort
Bashaar Wahab, SCOUTBERLIN, Location Scouts
15:30 Uhr Kaffee
16:00 Uhr Museen – Öffentliche Räume und Aufmerksamkeitslenkung
Inszenierter Urbanismus. Theoretische Einordnungen zur raumtaktischen Konstruktion von Öffentlichkeit im MuseumsQuartier Wien
Mona El Khafif, California College of the Arts, San Francisco
Suggestive Freiheit – Zur leitenden Interaktivität für Museumsbesucher am Beispiel des Jüdischen Museums Berlin
Naomi Tereza Salmon, Kuratorin, Bauhaus Universität Weimar
Der Fall Berlin
Jörg Haspel, Landesdenkmalamt Berlin
18:00 Uhr Podiumsdiskussion
19:00 Uhr Sektempfang
VERANSTALTER
Prof. Dr. Uwe Altrock
Lehrstuhl für Stadterneuerung und Stadtumbau, Universität Kassel
altrock@nullasl.uni-kassel.de
http://www.uni-kassel.de/fb6/ssu/
Dr. phil. Sabine Knierbein
Leiterin des Arbeitsbereiches für Stadtkultur und öffentlicher Raum (SKuOR), Technische Universität Wien, Österreich
knierbein@nullskuor.tuwien.ac.at
http://skuor.tuwien.ac.at
Prof. Dr. Max Welch Guerra
Lehrstuhl für Raumplanung und Raumforschung, Institut für Europäische Urbanistik, Bauhaus Universität Weimar
max.welch@nullarchit.uni-weimar.de
http://www.uni-weimar.de/architektur/raum
Prof. Dr. Harald Bodenschatz
Fachgebiet für Planungs- und Architektursoziologie, Technische Universität Berlin
dorit.lahav@nulltu-berlin.de
http://www.soz.tu-berlin.de/ARCHSoz/index.htm
Council for European Urbanism Deutschland, c/o Labor für Regionalplanung
Dessau
harald_kegler@nullyahoo.com
http://www.ceunet.de/
UNTERSTÜTZER
Department für Raumentwicklung, Infrastruktur- und Umweltplanung, Fakultät Architektur und Raumplanung, TU Wien
Stiftungsgastprofessur für Stadtkultur und öffentlicher Raum der Stadt Wien
Lehrstuhl für Raumplanung und Raumforschung, Institut für Europäische Urbanistik, Bauhaus Universität Weimar
Lehrstuhl für Stadterneuerung und Stadtumbau, Fachbereich Architektur, Stadtplanung,
Landschaftsplanung, Universität Kassel
Fachgebiet Planungs- und Architektursoziologie, Institut für Soziologie, Fakultät VI, Planen Bauen Umwelt, TU Berlin
Council for European Urbanism Deutschland (C.E.U.D)
Thüringer Staatskanzlei, Vertretung des Freistaats Thüringen beim Bund